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360° Videos – Menschen zur Bundestagswahl: Wohlstand durch Wind im hohen Norden

Quelle: Euronews German - Länge: 05:20s - Veröffentlicht: < > Embed
Video: 360° Videos – Menschen zur Bundestagswahl: Wohlstand durch Wind im hohen Norden

Was beschäftigt die Menschen in Deutschland?

Was wünschen sie sich von der Politik?

In den Wochen vor der Bundestagswahl reisen wir mit einer 360°-Kamera durch die Republik und befragen sie.

Bei allen neun Folgen arbeiten wir mit Regionalmedien zusammen, die für uns vor der Kamera die Interviews geführt haben.

Die Protagonistinnen und Protagonisten erzählen uns, was ihre Sorgen, Hoffnungen und Wünsche sind.

In Nordfriesland in Schleswig-Holstein haben wir zusammen mit dem Schleswig-Holsteinischen Zeitungsverlag die Landwirtin Ose Jensen getroffen.

Bis noch vor Kurzem hatte sie zusammen mit ihrem Mann einen Milchviehbetrieb.

Seit ein paar Wochen sind die Ställe auf dem Hof der Jensens im 640-Seelen-Dorf Löwenstedt leer.

Zwei Jahre lang hätten sie sich für die Arbeit mit den Kühen wegen des niedrigen Milchpreises keinen Lohn auszahlen können, so Jensen.

Hinzu kam, dass keiner der Söhne den Betrieb übernehmen wollte.

Der richtige Zeitpunkt zum Verkauf der Tiere schien damit gekommen, auch wenn die Entscheidung der Landwirtin nicht leichtfiel.

„Wir haben ein Leben entlang der Kühe geführt“, sagt sie.

Die 55-Jährige hat diesen Schritt schon einmal als Kind miterlebt.

Auch ihre Eltern hatten damals Milchvieh, dass sie aus wirtschaftlichen Gründen verkauften, so Jensen.

Die Familie konnte diese Entscheidung auch fällen, weil sie neben den Einkünften, die Ose Jensen als Berufsschullehrerin für angehende Landwirte hat, bereits vor Jahren in einen Sektor investierte, in dem es deutlich besser läuft als in der Milchwirtschaft: in die erneuerbaren Energien.

Jensens haben Solarpanels auf ihrem Dach installiert und betreiben zusammen mit anderen Landwirten eine Biogasanlage.

Ferdinand Jensen ist Geschäftsführer der Energie-GmbH.

Außerdem hat das Paar in einen Bürgerwindpark investiert, bei dem Bürger auch mit geringeren Investitionsbeträgen in Windparks einsteigen können.

Die Beteiligten profitieren von der staatlichen Förderung über das Erneuerbare-Energien-Gesetz.

Besonders in Nordfriesland wurden Bürgerwindparks bereits früh etabliert, um die Akzeptanz der Bewohner für die zahlreichen Windmühlen zu erhöhen.

Allerdings gibt es auch Bürgerinitiativen, die gegen den Ausbau kämpfen.

„Energiewende ist Jobmotor“ Tobias Fligge, Schleswig-Holsteinischer Zeitungsverlag: „Ich habe den Eindruck, dass die Energiewende den ländlichen Raum wieder nach vorne bringt und dem demographischen Wandel entgegenwirkt.

Stimmt das?“ *Ose Jensen:*„Auf jeden Fall.

Die Energiewende ist ein ganz großer Jobmotor hier an der Westküste.

Natürlich ist das auch mit Risiken behaftet, gerade erst hat eine Windfirma ihre Produktion eingestellt.

Das ist natürlich schwierig.

Aber ansonsten bringt die Energiewende Einkommen und Jobs in den ländlichen Raum und sorgt auch dafür, dass innovatives Denken gefördert wird.“ Schleswig-Holstein ist hinter Niedersachsen der zweitwichtigste Onshore-Windenergieproduzent.

Die Branche hat im nördlichsten Bundesland laut Bundesverband Windenergie über 12.000 Beschäftigte.

Fligge: „Was könnte eine kommende Bundesregierung besser machen, um die Energiewende noch effizienter und für alle besser zu machen?“ Jensen: „Sie müsste sich in erster Linie um ein Konzept zur Nutzung des Stroms kümmern.

Bisher fehlt eine effiziente Stromtrasse, um den Strom dahin zu bringen, wo er gebraucht wird.“ Fligge: „Kann denn die Energie der Energiequellen, die sie betreiben, zum Beispiel Ihrer Biogasanlage, auch direkt hier vor Ort genutzt werden?“ Jensen: „Das ist auch noch ein Manko, dass die Nutzung des Stroms vor Ort noch ganz wenig erfolgt.

Da gibt es sicherlich Konzepte, die das verbessern könnten, zumindest hoffe ich das.

Es wäre ganz toll wenn wir zum Beispiel in den Dörfern unseren eigenen Strom nutzen könnten, zum Beispiel über Ladestationen für E-Autos.“ Milchkrise: „Konkrete Programme für Weidehaltung“ Fligge: „Wir stehen jetzt in ihrem ehemaligen Melkstand.

Nebenan ist der Stall, aber es ist ganz ruhig.

Die Kühe fehlen.

Warum?“ Jensen: „Die Kühe haben vor wenigen Wochen unseren Hof verlassen.

Alle 50, die noch da waren sind gemeinsam an einen anderen Betrieb verkauft worden.

Das war das Ergebnis eines Entscheidungsprozesses in unserer Familie.

Mein Mann und ich wir sind beide 55 Jahre alt.

Hinzu ist natürlich auch gekommen, dass wir, wie viele andere auch, das zweite Mal durch eine Phase gegangen sind, in der der Milchpreis extrem niedrig war.

Wenn man ehrlich ist, war er sogar desaströs.

Wir haben weiterhin 365 Tage im Jahr gearbeitet, mussten aber im Grunde genommen auf eine Entlohnung verzichten.

Ich sehe, dass sich auf den Dörfern Strukturen ändern.

Es gibt Dörfer, da bleibt innerhalb von zwei Jahren von zehn Milchbauern nur noch einer übrig.

Da muss die Politik aktiv werden und ganz konkrete Förderprogramme gerade für Weidehaltung beschließen.

Die existierenden Förderprogramme reichen nicht aus, um die Kühe auf den Weiden zu halten.

Das muss man ganz klar so sehen.“ Deutschland: „Deutlich mehr Menschen in Armut“ Fligge: „Zwölf Jahre Merkel.

Glauben Sie, dass das Deutschland gut getan hat?“ Jensen: “Es scheint zwar so, als habe sie alle Fäden in der Hand, aber ich glaube nicht, dass sie als eine einzelne Person wirklich so viel ausmachen kann.

Aber ich glaube nicht, dass Deutschland sich positiv entwickelt hat.

Wir merken sogar in unseren kleinen Städten hier auf dem Land, dass die Spaltung immer größer wird.

In meiner Kindheit gab es keine Bettler.

Aber gerade in dieser Regierungszeit sind deutlich mehr Menschen in Armut abgerutscht.

Ich finde, dass ist dafür, dass wir in einem so florierenden Land leben, absolut unmöglich.” Fligge: „Was erhoffen Sie sich denn von der Bundestagswahl?“ Jensen: „Das Wichtigste wäre mir, dass extreme Strömungen nicht so viel Stimmen bekommen.

Ich hoffe auch, dass wir nicht wieder eine große Koalition bekommen, denn ich habe das Gefühl, dass die Kompromisssuche auch zu einem Einheitsbrei geführt hat.“ Artikel des Schleswig-Holsteinischen Zeitungsverlags zum Thema: Produziert von: Carolin Küter in Zusammenarbeit mit Tobias Fligge, Schleswig-Holsteinischer Zeitungsverlag Schnitt: Alexis Caraco Euronews powered by Google News Lab Hier finden Sie alle bisher produzierten Folgen unserer 360°-Serie zur Bundestagwahl.



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