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Arm und Reich: Italiens soziale Kluft wächst

Quelle: Euronews German - Länge: 05:00s - Veröffentlicht: < > Embed
Video: Arm und Reich: Italiens soziale Kluft wächst

Überschüssige Lebensmittel für die Armen-Tafel Jeden Morgen sammelt Marco Pisu in Mailands Märkten und Supermärkten überschüssige Lebensmittel ein – für die Abend-Tafel der Caritas für Bedürftige in Mailand.

Ins Zentrum der Stadt fährt er nicht – da schlägt ein anderer Puls.

Italien, ein Land der zwei Geschwindigkeiten.

Mailand ist das beste Beispiel: Einerseits Finanzgigant und Kompetenzzentrum, andererseits ein Ort der Armut und Verzweiflung.

Soziologe Aldo Bonomi: “Wir durchleben gerade eine Zeit der Selektion, und die Geschichte kann aus zwei Blickwinkeln heraus erzählt werden: Wir können sagen, dass alles gut läuft, wenn wir nur die leistungsorientierten Mechanismen der Selektion ansehen.

Aus einem anderen Blickwinkel heraus können wir genauso sagen, dass alles sehr schlecht läuft.

Die Hauptsache ist meiner Meinung nach, dass wir den sozialen Zusammenhalt bewahren.

Und das ist nicht nur ein italienisches Problem, sondern betrifft alle europäischen Demokratien.” Vier Millionen Arme: Nicht nur ein Problem des Einkommens In Italien leben rund vier Millionen Menschen in Armut.

Etwa achtzehn Millionen sind von Armut und von sozialer Ausgrenzung bedroht.

In den vergangenen drei Jahrzehnten hat die Ungleichheit der Einkommensverteilung stärker zugenommen als in jedem anderen Land der OECD.

“Wenn es einem Land gut geht, heißt dies, dass es seine besten Kräfte zusammenhält und diejenigen, die in Schwierigkeiten sind, miteinbezieht.

In Italien haben wir ein Problem bei der sozialen Inklusion”, klagt Bonomi.

Laut dem italienischen Arbeits- und Sozialministerium rührt die Armut nicht nur vom fehlenden Einkommen her, sondern auch von der geringen Wahrscheinlichkeit, am wirtschaftlichen und sozialen Leben teilzuhaben.

Bonomi: “Die Klagen über die Misere sind vielfältig, ich nenne das Groll.

Dieses Gefühl ist weit verbreitet.

Zum Glück besteht in diesem Land immer noch eine starke Kultur des sozialen Zusammenhalts.” Ein Ort der Schönheit: Designer-Möbel in der Kantine für Bedürftige Die Caritas, eine katholische Wohlfahrtseinrichtung, geht mit einem globalen Ansatz die neuen Formen der Armut in Italien an.

Vor knapp drei Jahren richtete sie neben einer Kirche eine Kantine für die Armen ein.

Hier werden die überschüssigen Lebensmittel, die am Morgen eingesammelt wurden, zu Mahlzeiten verarbeitet.

Heute gibt es Gemüsesuppe und als Hauptgericht Hackfleischbällchen mit Auberginen.

In vier Jahren, von 2008 bis 2012, ist die Zahl der Menschen, die bei Wohlfahrsorganisationen um Essen baten, um ein Drittel gestiegen.

Welch ein Kontrast: Andererseits werfen diejenigen, die sich ihr Essen kaufen können, wöchentlich gut ein Viertel ihrer Lebensmittel weg.

Die Kantine bietet hundert Plätze.

Die Bedürftigen werden für eine begrenzte Zeit zugelassen – solange sie ein Projekt haben, wie sie sich wieder in die Gesellschaft eingliedern wollen, zum Beispiel Arbeit suchen, Lebensläufe schreiben, auch mit Hilfe der Caritas.

Caritas-Direktor Luciano Gualzetti: “Dies soll ein Ort sein, an dem nicht nur der Körper mit guten Mahlzeiten versorgt wird, mit dem überschüssigen Essen, das wir jeden Tag erhalten, sondern auch ein Ort guter Beziehungen, ein Ort, an dem ein Mensch neues Selbstvertrauen gewinnt.

An dem er Chancen bekommt, die das Leben ihm oder ihr bislang nicht gegeben hat.

Und mit Hilfe unserer Ehrenamtlichen kann dieser Mensch versuchen, seinen Weg zu finden.” Im Speisesaal soll es schön und appetitlich aussehen.

Tische, Stühle, Lampen: Möbel und Ausstattung wurden von italienischen und internationalen Designern gespendet.

Zeitgenössische Künstler stellten ihre Werke zur Verfügung.

Schönheit ist nur ein erster Schritt, um über das persönliche Elend hinauszusehen.

Gualzetti: “Caritas hat auch dank der Krise gelernt, diese Probleme auf gesamtheitliche Weise anzugehen.

Es reicht nicht, nur Essen auszuteilen.

Man muss den Leuten einen Schlafplatz geben.

Es ist wichtig, ihnen einen Weg in die Autonomie zu eröffnen.

Deshalb bieten wir eine ganze Reihe von Maßnahmen an.” Und dann verweist er auf ein neues Problem: “Zum ersten Mal in unserer Geschichte ist ein Job nicht länger die Voraussetzung, um aus der Armut herauszukommen.

Wir haben viele prekäre Jobs, die schlecht bezahlt und nicht geschützt sind.” Ein weiter Weg, den Italien vor sich hat … Marco Pisu setzt sich wieder in sein Auto, neue Lebensmittel einsammeln: “Ich wünsche mir ein Italien, das mehr lächelt.

Ein Italien, in dem jeder mehr auf den anderen achtet!”



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