Familie Bessler und die Mieter-Rebellion

Berlin, 11.12.18: Familie Bessler wohnt in der Karl-Marx-Allee in Berlin, einer ehemaligen sozialistischen Prachtstraße.

Ihre Drei-Zimmer-Wohnung wurde, wie 800 weitere Wohnungen in der Karl-Marx-Allee, vom bisherigen Eigentümer an den börsennotierten Immobilienkonzern Deutsche Wohnen verkauft.

Viele der Einwohner fürchten sich nun vor grundlegenden Veränderungen.

O-TON Gisela Bessler, will kämpfen «Es gibt ja die Absicht, diese Wohnungen zu privatisieren.

Das wäre für uns eine Existenzfrage, eine solche Wohnung zu bewohnen, wo der Eigentümer ständig Einfluss ausüben will oder uns generell aus der Wohnung treibt, weil er damit spekulieren möchte.» Die ca.

2000 Menschen, die die verkauften Häuserblöcke bewohnen, möchten gegen eventuell steigende Mieten vorgehen - auch die Besslers.

O-TON Gisela Bessler «Also gegen alle Maßnahmen, die hier eingeleitet werden, würden wir alle Möglichkeiten, die uns zur Verfügung stehen nutzen, um gegen diese Dinge vorzugehen.

Wir sind für eine Kommunalisierung der Wohnung, weil das die beste Lösung für alle Mieter der Karl-Marx-Allee wäre.

Und darum kämpfen wir auch.» Die Besslers fordern, dass der Staat im Notfall eine Enteignung prüfen sollte.

Unterdessen versichert die Deutsche Wohnen, man werde die Wohnungen nicht weiterverkaufen und Kündigungen wegen Eigenbedarfs grundbuchrechtlich ausschließen.

Der Fall Karl-Marx-Allee steht exemplarisch für eine Entwicklung, die die Hauptstadt seit der Wiedervereinigung durchläuft.

Damals war Wohnungsmangel ein Fremdwort.

Aus Geldnot verkaufte der Senat bis ins neue Jahrtausend hinein Wohnungsbestände.

Doch heute sieht es in der Stadt anders aus.

Berlin wuchs zuletzt jedes Jahr im Schnitt um 40 000 Einwohner.