Makati/München, 19.06.20: Der Vorstandschef des Dax-Konzerns Wirecard, Markus Braun, tritt mit sofortiger Wirkung zurück.
Interims-Chef wird der erst am Vorabend in den Vorstand berufene US-Manager James Freis, wie Wirecard am Freitag in München mitteilte.
Getrieben von Pleiteängsten hatte sich sich der rasante Verfall der Wirecard-Aktie an der Frankfurter Börse fortgesetzt.
Die Papiere verloren am Freitagvormittag erneut fast die Hälfte ihres Werts und notierten nur noch bei circa 20 Euro - am Mittwochabend war eine Wirecard-Aktie noch über 100 Euro wert gewesen.
Dem Unternehmen droht der Verlust von Milliardenkrediten.
Wenn Wirecard an diesem Freitag keinen von Wirtschaftsprüfern testierten Jahres- und Konzernabschluss vorlegt, könnten Kredite von etwa 2 Milliarden Euro gekündigt werden.
Das hatte der Konzern am Donnerstag bekannt gegeben.
Die Indizien für einen Betrugsfall von großem Ausmaß um den Dax-Konzern verdichten sich.
Die philippinische Bank BDO Unibank, bei der angeblich eines von zwei suspekten Treuhandkonten für Wirecard geführt wurde, erklärte am Freitag, dass das deutsche Unternehmen kein Kunde sei.
Das Dokument, in dem die Existenz eines Wirecard-Kontos bei BDO behauptet wird, sei ein manipuliertes Dokument, das gefälschte Unterschriften von Bankangestellten trägt, hieß es in der Stellungnahme des südostasiatischen Geldhauses.
Im Mittelpunkt des Bilanzskandals stehen zwei asiatische Banken und ein Treuhänder, der seit Ende vergangenen Jahres für Wirecard die Konten verwaltet.
Auf den Konten waren angeblich 1,9 Milliarden Euro verbucht.
Die für Wirecard tätigen Bilanzprüfer bezweifeln jedoch mittlerweile, dass diese 1,9 Milliarden Euro tatsächlich existieren.
Wirecard wickelt bargeldlose Zahlungen für Händler ab, sowohl an Ladenkassen als auch online.