Berlin, 12.08.21: Außenminister Heiko Maas hat die in Afghanistan vorrückenden Taliban davor gewarnt, ein Kalifat in dem umkämpften Land zu errichten.
Dann werde es «keinen Cent» an deutscher Entwicklungshilfe mehr geben, die derzeit bei rund 430 Millionen Euro pro Jahr liege, sagte Maas am Donnerstag im ZDF-«Morgenmagazin».
Er rechne damit, dass sich die Islamisten an der Regierung in Afghanistan beteiligen und sie dominieren wollen.
Es sei dann entscheidend, wie die künftige Verfassung des Landes aussehen werde und welche Rechte es für die Menschen geben werde.
Am Donnerstag war die wichtige Provinzhauptstadt Gasni im Südosten Afghanistans an die militant-islamistischen Taliban gefallen.
Die strategisch wichtige Stadt liegt weniger als 150 Kilometer von der Hauptstadt Kabul entfernt.
Der Rückzug der Bundeswehr aus dem Land sei eine Folge des Abzugs der USA gewesen, betonte Maas.
Ohne die US-Streitkräfte und außerhalb der Nato habe ein militärisches Engagement dort keinen Sinn.
Er verteidigte aber die Fortschritte, die auch durch den Einsatz der Bundeswehr erzielt worden seien.
Wegen der Lage in Afghanistan erwartet der Staatsminister im Auswärtigen Amt, Niels Annen, eine steigende Zahl an Flüchtlingen aus der Region auch in Deutschland.
Es sei naiv zu glauben, dass der Vormarsch der Taliban und die Gewalt in der Kriegsregion keine migrationspolitischen Folgen habe.
Menschen aus Afghanistan werden noch stärker fliehen müssen als in den vergangenen Jahren.