Erfurt, 17.07.20: Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow hat dem AfD-Abgeordneten Stefan Möller während einer hitzigen Landtagsdebatte den Mittelfinger gezeigt.
Möller, der auch AfD-Landessprecher ist, sprach während einer Diskussion über den Umgang mit NSU-Akten über den Verfassungsschutz, den er als skandalgeneigte Behörde bezeichnete.
Dann sagte er in Richtung des Thüringer Regierungschefs: O-TON Stefan Möller, AfD «Wer da schon alles Tolles beobachtet wurde, nicht wahr, Herr Ramelow?» Ramelow zeigte Möller daraufhin den Mittelfinger.
Bodo Ramelow wurde tatsächlich über Jahre vom Verfassungsschutz überwacht.
Allerdings stellte das Bundesverfassungsgericht fest, dass die jahrelange Überwachung verfassungswidrig war.
Die Thüringer CDU-Fraktion kritisierte Ramelows Aktion scharf und nannte sie unappetitliche Sandkastenspiele und eine Respektlosigkeit gegenüber dem Landtag.
AfD-Fraktionschef Björn Höcke legte Ramelow einen Rücktritt nahe und nannte Ramelow amtsunwürdig.
Unterstützung erhielt Ramelow von Thüringens Linke-Fraktionschefin Susanne Hennig-Wellso.
«Ein Stinkefinger ist die einzig anständige Reaktion auf einen Unanständigen», schrieb sie bei Twitter.
Ramelow selbst gab sich später bei Twitter reumütig: «Dem Landtag gebührt mein Respekt als Verfassungsorgan.
Den habe ich heute nicht im gebotenen Maße gezeigt.
Gleichwohl werde ich meine antifaschistische Grundhaltung niemals von der AfD instrumentalisieren lassen», schrieb der 64 Jahre alte Linke-Politiker bei Twitter.