Berlin, 15.09.21: In weniger als zwei Wochen steht die Bundestagswahl an.
Nach Berechnungen des Wahlrechtsexperten Robert Vehrkamp könnte der nächste Bundestag gut 1000 Abgeordnete stark werden.
«Die Bandbreite der plausibel möglichen Bundestagsgrößen läuft von etwa 650 bis mehr als 1000.
Das kann man nicht ausschließen», sagte der Fachmann der Bertelsmann Stiftung.
Hintergrund ist: In Deutschland gilt das personalisierte Verhältniswahlrecht.
Mit der Erststimme wird in jedem der 299 Wahlkreise ein Kandidat direkt gewählt.
Entscheidend für die Stärke einer Partei im Parlament ist aber ihr Zweitstimmenergebnis.
Mit der Zweitstimme werden Parteien gewählt, die dazu Landeslisten aufstellen.
Im Idealfall würden über die Listen ebenfalls 299 Abgeordnete in den Bundestag einziehen.
Aber: Hat eine Partei über die Erststimme mehr Direktmandate erhalten als ihr nach dem Zweitstimmenergebnis zustehen, darf sie diese behalten.
Man spricht von Überhangmandaten.
Damit sich die über das Zweitstimmenergebnis ermittelten Mehrheitsverhältnisse trotzdem tatsächlich im Bundestag abbilden, erhalten die anderen Parteien dafür Ausgleichsmandate.
Dieses komplexe System lässt den Bundestag immer weiter wachsen.
Die Normgröße beträgt eigentlich 598 Mandate.
Seit der Wahl 2017 zählt er jedoch 709 Abgeordnete - so viele wie nie zuvor.
CDU/CSU und SPD haben zwar im vergangenen Oktober eine Änderung des Wahlrechts durchgesetzt, diese wird nach Auffassung von Fachleuten aber wohl kaum zur erhofften Verkleinerung des Parlaments führen.